Nahwärmenetz Bioenergiedorf

Revolutionäres Niedertemperatur-Nahwärmenetz ab 2015

Eine Idee wird Wirklichkeit im energieeffizienten Bioenergiedorf Danzermühle

Unsere barrierefreien neuen Wohnhäuser in Pettenbach werden ab 1/2015 an das neuartige Niedertemperatur-Nahwärmenetz angeschlossen. Die Entscheidung war ein hochgestecktes Ziel:

Der aktuelle Stand: 01.05.2020

Dies klingt sehr einfach. Doch es waren fast 10 Jahre Vorbereitungsarbeiten erforderlich, um diese bisher einmalige Infrastruktur in der Realität aufzubauen. Die Idee von DI Klaus Pracht gründet sich in dem Ziel mit Hilfe von Sonne, Luft, Holz und Wasser und seinen elektrotechnischen Kenntnissen zur Überwachung, Steuerung und Regelung z.B. von produzierenden Energielieferanten ein neuartiges Energie-Selbstversorgerkonzept aufzubauen. Dabei sind zusätzliche Maßnahmen bei den energiesparenden Verbrauchern wie LED-Strassenlaternen oder die Empfehlungen für die Hausbewohner zur Optimierung des Energieverbrauches z.B. bei der wetterabhängigen Nutzung von Wäschetrocknern oder Geschirrspülern eine wichtige Voraussetzung.

Doch getreu dem Motto „geht nicht gibts nicht“ war die größte  Herausforderung, die Warmwasserboiler eines Hauses auf bis zu 70 Grad aufzuheizen und gleichzeitig im zuliefernden Nahwärmenetz über die Wärmetauscher nur durchschnittlich 35 Grad bereitzustellen.

Dabei produziert eine für Österreich völlig neuartige Solaranlage, die von der Firma ASMAG Scharnstein geliefert wurde, basierend auf vollflächig von Wasser durchspülten Edelstahlpanelen ca. 70 Grad heißes Wasser.
Der Anschluss des installierten Solardaches an das neue Nachwärmenetz der Danzerühle wurde mit dem Bau des notwendigen Heizhauses mit einem 10.000 Liter-Pufferspeichern realisiert.

Während die Basistemperatur des Nahwärmenetzes für die konsequent in den Häusern installierten Niedertemperatur-Heizungen völlig ausreicht, wird die zusätzlich erforderliche Energie zum Aufheizen der Boiler durch elektrische Energie bereitgestellt. Hierzu wurde eine 10 kW-PV-Anlage mit Tracker in 2014 in Betrieb genommen. Der produzierte Strom wird mit entsprechenden Strommessern (sog. Smart Metering) nicht in das Netz des Stromlieferanten eingespeist, sondern in die erforderlichen Heizstäbe der Hausboiler umgeleitet. Somit wird der eigene produzierte Strom nicht „verschenkt“, sondern optimal in die Wärmeproduktion für Wasserboiler umgesetzt.

Da wir keinen Einfluss auf das passende schöne Wetter haben, kann es natürlich durchaus zu Energieengpässen kommen. Wir haben einen 10.000 Liter-Pufferspeicher gewählt, um einen Zeitraum von 3-4 Tagen schlechtes Wetter zu überbrücken. Trotzdem haben wir zusätzlich eine neue Stückgut-Kesselanlage (50 kW-Guntamatic)  in 10/2016 installiert, der automatisch ferngezündet werden kann. Die Inbetriebnahme erfolgt am 07. November 2016. Damit können wir bei fehlendem Sonnenschein die erforderliche zusätzliche Nahwärmetemperatur generieren und die Wasserboiler entsprechend aufheizen. Die bisher genutzte Pelletsheizung ist für die Gesamtanlage nicht mehr ausreichend und soll künftig nur noch für Noteinsätze bei Störungen genutzt wird. Die Anlage schaltet sich auch automatisch zu, wenn die Stückgutheizung erlischt oder zu wenig Energie geliefert wird.

Die Überwachung, Steuerung u. Regelung wird über ein elektron. Netzwerk basierend auf einem Standard-Bus-System durchgeführt. Darauf hat nicht nur der örtliche „Facility-Manager“ den Zugriff, sondern auch andere berechtigte Personen wie z.B. Wartungsfirmen.
Wir gehen aber noch einen Schritt weiter und bieten wissenschaftlich orientierten Personen den gezielten Zugriff auf unser Bussystem an, d.h. es können z.B. ausgewählte Diplomanten die entsprechenden Heizkurven wetterabhängig auswerten u. wissenschaftlich fundierte Unterlagen für unser energieeffizietes Nahwärmenetzwerk erstellen.

Wir haben die gesamte Infrastruktur mit folgender Übersicht zusammengestellt:

KNX-Busnetz-Bioenergiedorf
KNX-Busnetz-Bioenergiedorf

Bei größerem Interesse werden wir auch örtliche Veranstaltungen einplanen.

So verlief das Jahr 2016
In 3/2016 wurde bei günstigen Wetterbedingungen das neue Heizhaus erstellt. Die Nahwärmenetzplanung in Zusammenarbeit mit der Fa. Waser und der Fa. MiTech wurde nicht nur abgeschlossen, sondern bereits von 09 – 11/2015 umgesetzt.  Dabei hat  uns der „warme“ Winter 15/16 mit den ungewöhnlich hohen  Temperaturen extrem geholfen und die an der Lastgrenze befindliche Pellets-Heizanlage wurde nicht überlastet.

Nach Abdichtung der Kesselraum – Betondecke im April wurde bis Mitte Juni 2016 die solare Großanlage in Betrieb genommen und die wissenschaftliche Begleitforschung konnte aktiviert werden. Wir warteten jedoch noch bis Juli 2017 mit dem Start des Wirtschaftsjahres, da wir noch einen GUNTAMATIC Feststoffbrennkessel mit 50 kW  in 11/2016 in Betrieb nehmen wollten. Dazu waren noch Umbauarbeiten und Wärmedämmungen der Rohrleitungen erforderlich.

So verlief das Jahr 2018
Nach einem sehr kalten Winter 2017/2018 änderte sich das Wetter Anfang April 2018 radikal. Wir erhielten warme und sonnige  Frühlingsmonate April/Mai und anschließend gleich einen heißen/trockenen Sommer. Das erste Wirtschaftsjahr konnte mit den erwarteten ca. 30 MWh zielgerecht erreicht werden.

So verlief das Jahr 2019
Nach einem sehr schneereichen Winter 2018/2019 konnten wir im April die Asphaltierungsarbeiten um das Heizhaus durchführen, die neue Hackschnitzelheizung mit 200 kW Leistung installieren und im Herbst 2019 die Anlage produktiv in Betrieb nehmen.

Außerdem installierten wir im Mai auf dem Heizungsdach eine 20 kW-PV-Anlage mit einem Wechselrichter der Firma Fronius. Ergänzend zum 10.000 Liter Pufferspeicher fügten wir einen 1.000 Liter-Pufferspeicher hinzu, der über den Ohmpiloten mit max. 18 kW beheizt wird. Bei geeigneter Puffertemperatur wird das heiße Wasser in den 10.000-Liter-Pufferspeicher umgepumpt. Überschüssiger Strom wird in das Netz übertragen. Die Ergebnisse werden wir  im kommenden Frühling bekanntgeben.

Somit sind wir mit ausreichender Energieproduktion ausgestattet und können uns wieder den Infrastruktur-Baumaßnahmen widmen.